C.S. Lewis: Der Mann, der meinen Glauben vorm Versinken bewahrte
Clive Staples Lewis gilt als einer der einflussreichsten christlichen Autoren, Apologeten und Intellektuellen der Neuzeit. Der im irischen Belfast geborene Literaturwissenschaftler lehrte an der University of Oxford und hatte den Lehrstuhl für Englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance an der University of Cambridge inne. Weltberühmt wurde er durch seine inzwischen verfilmte Kinderbuchreihe «Die Chroniken von Narnia». Vor 60 Jahren – am 22. November 1963 – verstarb er 64-jährig in Oxford. IDEA hat die Autorin und Chefredakteurin des digitalen Laufmagazins «Runtimes», Tabitha Bühne (Markkleeberg), gefragt: Wie hat C. S. Lewis Ihr Leben bereichert?
Mein letzter Besuch bei C.S. Lewis ist gerade einmal zwei Wochen her. Während eines London-Aufenthalts musste ich als Fan unbedingt einen Abstecher nach Oxford machen, wo er fast 40 Jahre lebte, lehrte, schrieb und mit seinen Freunden diskutierte. Ich pilgerte zu seiner Stammkneipe «Der Adler und das Kind». Der Name beschreibt auch unser Verhältnis ganz gut. Er ist der literarische Adler, zu dem ich aufblicke. Und das seit meiner Kindheit.
«Schuld» daran haben mein Vater und seine christliche Buchhandlung. Er hatte C.S. Lewis im Sortiment, auch wenn das einige Kunden störte. Ich erinnere mich gut daran, wie er mir einmal den Beschwerdebrief einer älteren Dame zeigte. Sie kritisierte ihn heftig dafür, solch einen «Schund mit Fabelwesen» zu verkaufen. Sie hielt die Narnia-Chroniken für «Teufelszeug». Mein Vater bat mich, an seiner Stelle zu antworten. Ich weiß nicht mehr, was ich ihr schrieb, aber mir wurde erst durch ihren Brief bewusst, was ich C.S. Lewis verdanke. Ohne die Rettungsringe, die er mir mit seinen Büchern zuwarf, hätte mein Glaube Schiffbruch erlitten. Er schickte mich auf einem «fliegenden Teppich» ins Land der Fantasie, um mir dort Wahrheiten zu zeigen, die ich anders weder hätte sehen noch annehmen können. Er schenkte mir eine Begegnung mit Gott. Er lässt mich bis heute nicht los.
«Ich begann mit Aslan, Jesus zu lieben»
Es stimmt, dass wir manchen Büchern im richtigen Augenblick begegnen müssen. Es gab eine Zeit, da war meine Seele trotz christlicher Prägung jenseits von Eden. Gott schien weit weg, ein Spielverderber, ein Richter, der Übles zugelassen hatte. Mein Gottesbild war fixiert auf das, was ich zu sehen glaubte, die Zweifel waren immer lauter als die Überzeugungen. Mit «Narnia» schenkte mir C. S. Lewis nicht nur die Flucht in eine fremde Welt, in der das Gute siegt. Er hielt mir einen liebevollen Spiegel vor: Ich sah mich selbst plötzlich klarer. Aber was noch viel entscheidender war: Lewis ließ mich zum ersten Mal über Gottes unfassbar große Liebe weinen. Ich begann mit dem Löwen «Aslan», dem König der Welt von Narnia, Jesus zu lieben. Was keine Predigt, keine Kinderstunde zuvor je geschafft hatte, wurde plötzlich möglich: Lewis brachte in meinen Glaubenswinter das erste echte Weihnachtsfest. Er ließ mich die größte aller Wahrheiten im Herzen spüren: dass Jesus wirklich Gott ist.
C.S. Lewis wusste, dass Geschichten Wahrheiten auf eine Weise transportieren können, wie es kein anderes Mittel zu tun vermag. Wir müssen wieder anfangen, die besseren Geschichten zu erzählen, wenn wir Menschen erreichen wollen. Seine Bücher sind ein Schleifstein fürs Hirn. Und gleichzeitig sind sie wie ein warmer Ofen an einem kalten, stürmischen Tag. Er schenkt Hoffnung, ohne platte Antworten auf schwierige Fragen zu geben.
Er fasziniert mich aber nicht nur als genialer Denker, etwa in «Pardon, ich bin Christ» und «Dienstanweisungen an einen Unterteufel», sondern auch als Mensch. Er war kein farbloser Intellektueller, der in den hohen Kreisen der britischen Gesellschaft zu Höherem berufen war, sondern ein nordirischer Außenseiter, der durch Krieg und Verlust etwas vom echten Leben verstand. Von ihm habe ich in allen großen Fragen des Lebens gelernt: Wahrheit zu suchen. Gott kennenzulernen. Im Schmerz Wege zu finden. Liebe zu üben. Meine Fantasie zu nutzen, um Probleme zu lösen. Immer wieder überrascht zu sein von Freude. Er schenkte mir als Kind ein Licht in der Dunkelheit, und er wird mich als Mentor bis zum Ende meines Lebens begleiten.
Text mit freundlicher Genehmigung übernommen aus: IDEA Schweiz, Nr. 47, 22. November 2023, S.29